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Vertraute Fremde
Story

Nach einer feucht-fröhlichen Runde am Ende einer anstrengenden Geschäftreise steigt der Architekt Hiroshi Nakahara, noch ziemlich verkatert, in den falschen Zug und düst statt in Richtung Zuhause, in seine Heimatstadt Kurayoshi.
Etwas mitgenommen von diesem mysteriösen Fehler, beschließt er bei dieser Gelegenheit das Grab seiner Mutter zu besuchen und erinnert sich auch daran zurück wie sein Vater die Familie eines Tages ohne ein Lebenszeichen zu hinterlassen plötzlich verließ. Da verliert Hiroshi plötzlich das Bewusstsein und als er wieder erwacht findet er sich ins Jahr 1963 zurückversetzt und ist plötzlich wieder 14 Jahre alt.
Nach anfänglicher Verwirrung erkennt Hiroshi in dieser seltsamen Begebenheit die Chance mit dem Wissen der Zukunft die Vergangenheit zu ändern und seinen Vater davon abzuhalten die Familie zu verlassen.

Meinung

Mit dem Wissen von Heute in unsere Vergangenheit zurückzukehren und alte Fehler auszubügeln, dass ist so eine Wunschvorstellung die sich wohl die meisten Menschen schon einmal gegönnt haben.
In seinem preisgekrönten Manga "Vertraute Fremde" schickt Jiro Taniguchi seinen Protagonisten also auf genau so eine Zeitreise und lässt ihn das mysteriöse Verschwinden seines Vaters erkunden, dass ihn und seine Familie so lange belastet hat und das er immer mit sich herumschleppte. Mit dem Körper seines 14jährigen Ichs, aber der Erfahrung der 48jährigen kann Hiroshi nun also seine Jugend noch mal erleben und dabei so manches besser durchschauen und die Hintergründe der Familie klarer erkennen als es ihm damals möglich war und so zum Schluss das Verschwinden seines Vaters zwar nicht verhindern, aber zumindest verstehen lernen.
Doch diese zweite Chance hat nicht nur positive Seiten. Zurückversetzt in seine Jugend beginnt Hiroshi mit der Zeit seine Frau und seine Kinder zu vergessen und sogar eine verpasste Jugendliebe nachzuholen, immer in dem Konflikt wie sich als sein Tun und Handeln wohl auf seine eigentliche Gegenwart auswirkt. Doch die Möglichkeit das er hier und jetzt durch sein eingreifen alles verändert und so seine Frau und Kinder quasi auslöscht, nimmt er in Kauf um mit seiner Jugendliebe zusammen zu sein und seinen Vater zum bleiben zu bewegen.

Dabei scheinen sich viele einig zu sein, das Taniguchi mit dieser Geschichte den Gipfel seiner Schöpfung erreicht hätte, dem ich mich allerdings nicht anschließen kann.
Um ehrlich zu sein finde ich sowohl Link "Die Sicht der Dinge", als auch Link "Träume von Glück" besser. Zwar bezaubert auch "Vertraute Fremde" durch die, für Taniguchi so typische, ruhige und poetische Art der Erzählung, die starken Bilder und die gefühlvollen Momente, aber ich finde die Geschichte an sich versäumt es, sowohl den Zwiespalt zwischen bisherigem Leben und neu zu erschaffendem Leben durch Veränderung der Vergangenheit (am direktesten auf den Punkt gebracht im Konflikt alte Jugenliebe vs. Frau und Kinder), als auch den Freiheitsdrang des Vaters etwas zu kurz abgehandelt.
Für beides wäre meiner Meinung nach mehr Raum nötig gewesen. Besonders die Sache mit der Jungendliebe wird für mich ziemlich plötzlich und nicht ganz nachvollziehbar abgebrochen und taucht dann nicht wieder auf. Wirklich etwas schade.
Zwar ist es schön wie durch die Reise zurück Verständnis und Erkenntnis für und über die damaligen Ereignisse gewonnen werden kann, aber auch der "es wäre heut nicht wie es ist, wär es damals nicht gewesen wie es war" Gedanke kommt mir bei der Geschichte etwas zu kurz.

Trotzdem ist "Vertraute Fremde" ein weiterer, erstklassiger Manga von Taniguchi, der sich weit über die Masse an fernöstlichem Comicoutput erhebt und der einem beim lesen in den Bann zieht und emotional berührt wie es nur wenige können.
Für mich wie gesagt nicht der beste Manga von Taniguchi, aber immer noch einer der besten Mangas überhaupt.

Cover

Bild 1

 Info
Verlag:Carlsen Comics
Zeichnung & Story:Jiro Taniguchi
Jahr:2005

 Bewertung

Grafik:

 9.jpg 9/10

Story:

 9.jpg 9/10

 Gesamt:

  9/10

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Review by Df3nZ187 (© by Anime-Ronin.de)
Review verlinken: http://www.anime-ronin.de/review-756.htm