Die dreizehnjährige Wei Minzhi wird vom Bürgermeister ihres kleinen Dorfes zur Vertreterin des Lehrers Gao ernannt. Dessen Mutter liegt im sterben und braucht ihn, weswegen Wei für die nächsten 26 Tage die Aufsicht über die 28 Kinder in der kleinen Dorfschule übernehmen muss. Von bekommt sie einen mehr schlecht als rechten Crashkurs in Sachen unterrichten, der im Grunde nur daraus besteht das er ihr aufträgt die Kinder jeden Tag ein Kapitel von der Tafel abschreiben zu lassen. Dazu lässt er ihr für jeden Tag ein Stück Kreide da.
Wohnen muss sie im Lehrerzimmer, das sie sich mit drei ihrer Schülerinnen teilt. Des weiteren wohnen noch zwei der Jungs in der Schule.
Eigentlich sollte sie auch noch etwas Geld bekommen, aber davon will Gao nichts wissen und sagt ihr sie solle sich damit an den Bürgermeister wenden. Das versucht sie auch, als dieser am nächsten Morgen den Lehrer abholt, doch auch er blockt ab und vertröstet sie darauf das sie das Geld nach getaner Arbeit erhält. Der Lehrer schärft ihr außerdem noch einmal ein das bereits 10 Schüler die Schule verlassen haben und das kein weiterer mehr verloren gehen darf. Er stellt ihr sogar eine kleine extra Bezahlung in Aussicht wenn alle Schüler bei seiner Rückkehr nach da seien.
Mit diesen Worten lässt er sie dann mit ihren neuen Schützlingen allein.
Das Leben als Lehrerin bereit Wei allerdings ziemlich Probleme. Völlig überfordert und eingeschüchtert gelingt es ihr kaum sich gegenüber ihrer Klasse zu behaupten und einen vernünftigen Schulablauf zu organisieren. Besonders der Schüler Zhang Huike stört wo er nur kann und versucht Wei zu provozieren und aus der Reserve zu locken.
So schreibt sie jeden Tag aufs neue stoisch ihren Text an die Tafeln, nur um sich gleich danach, mit einer letzten Anordnung das die Kinder ihn abschreiben sollen, vor die Tür zu flüchten und dort auf das Ende des Unterrichts zu warten.
Als eines Tages der Bürgermeister mit einem Herrn von einer Sportschule kommt und diese eines der Mädchen mitnehmen will, versteckt es Wei um die Bedingungen des Lehrers zu erfüllen, doch ohne Erfolg.
Als dann auch noch Zhang verschwindet und mit einigen andere Kindern in die Stadt geht um dort Arbeit zu suchen und die Schulden seiner Familie abzubezahlen, sieht Wei keine andere Möglichkeit mehr als ihm zu folgen und ihn zurück zuholen.
Doch schon das Aufbringen des Geldes für die Fahrkarte erweist sich als schwierig. Doch mit vereinten Kräften gelingt es der Klasse und es bleibt sogar noch etwas über für zwei Dosen Coca Cola.
Doch leider stellt sich danach heraus das die Karte doch teurer ist, also versucht es Wei mit schwarz fahren, wird aber erwischt und mitten auf der Strecke an die Luft gesetzt und schafft es nur dank Trampen am Ende doch noch in die Stadt.
Dort angekommen muss sie allerdings feststellen das sie sich in einer völlig andren Welt befindet, die so gar nichts mehr mit dem Leben weit ab auf dem Land zu tun hat. Doch bleibt ihr nichts anderes übrig als sich in diesem riesigen Dschungel als Metall und Stein auf die Suche nach ihrem verlorenen Schüler zu machen.
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"Eine spannende Alternative zum gängigen Teenagerfilm aus Hollywood!" verspricht der Werbetext zum film "Not one less" von Zhang Yimou. Ein etwas seltsamer Vergleich, wenn man bedenkt was Teenagerfilm + Hollywood heutzutage normalerweise bedeutet. "Hässliche Entlein wird zum Schwan" Geschichten oder derb zotige Klamaukfilme. Nein, damit hat dieser Film nun wirklich nichts gemein.
Eigentlich ist der Film das genau Gegenteil davon.
Die Geschichte dümpelt eher ruhig vor sich hin und außer dem Finale gibt es keine nennenswerten Höhepunkte. Lieber nimmt man sich Zeit für die Figuren und deren Befinden. Im Zentrum steht dabei Wei und ihre Entwicklung. Bemüht sie sich am Anfang vergebens der Lage Herr zu werden und ist völlig überfordert mit den Kinder und der Situation, so wächst sie an ihrer Mission ihren Schüler zurückzuholen. Gemeinsam mit der Klasse versucht sie das Geld für die Busfahrt zusammenzukriegen und schafft es dabei auch noch einen problemorientierten Unterricht auf die Beine zu stellen der die Schüler begeistert, mitreißt und fordert. So wird an der Tafel gerechnet wie viel Geld man brauch und wie lang man dafür abreiten müsste und alle machen mit und sind dabei. Das Problem schweißt alle zusammen und lässt sie gemeinsam an einem Strang ziehen. Ihren wirklich Höhepunkt erlebt sie dann allerdings in der Stadt, wo sie trotz einiger Rückschläge hartnäckig am Ball bleibt und es am Ende tatsächlich schafft ihr Ziel zu erreichen. Das sie dabei, nach all dem "keine Schwäche zeigen" und "nicht aufgeben", endlich ihre Gefühle zeigen kann und schafft dann auch die emotionalste Stelle im ganzen Film und wendet alles zum Guten.
Was den Film daneben auch noch interessant zu sehen macht ist der Einblick den er einen in das chinesische Leben und die Kontraste dieses Landes gewährt, wo zwischen bitterer Armut und Rückständigkeit auf dem Land und normalem "wohlhabendem" Stadtleben nur eine Tagesreise liegt. Schon allein das eine 13jährige als Lehrervertretung eingesetzt wird, zeigt die Umstände schon mehr als deutlich. Dazu das baufällige Schulgebäude und das kaputte Mobiliar, wie man sich so eine abgewrackte 3te Weltschule vorstellt. Auf der anderen Seite dann die Stadt. Eine typische Großstadt mit massig Verkehr und Menschen in Industriekleidung.
Eine recht kritische Sicht auf die Verhältnisse eines Landes das nicht gerade dafür berühmt ist gut mit Kritik umgehen zu können. Auch wenn am Ende alles wieder etwas relativiert wird und auch zwischen drin immer wieder positive Momente gesetzt werden. (der Senderchef, das Zhang immer was zu Essen bekommt)
Eine sehr beeidruckende Szene ist auch, wenn Wei den Kindern zwei Dosen Cola kauft und jeder mal einen Schluck kosten darf. Eine für uns völlig normale Sache, die für diese Kinder etwas derartig besonderes ist wie für uns ein Besuch in einem Freizeitpark.
Und es gibt auch einen Blick auf das kommunistisch und militaristisch geprägte Leben, wie Leute die Arbeiteruniformen tragen und die Kinder die früh Morgens eine Runde um den Schulhof marschieren und dann anschließend unter absingen der Hymne die Flagge hissen. Wenn man schon sonst nichts hat dann wenigstens Traditionen.
Das alles sorgt dafür das der Film trotz seiner ruhigen Art nie in langweile umschlägt und mich über die gesamte Lauflänge zu fesseln wusste, wobei ich auch dazu sagen muss, dass ich sowieso jemand bin der ruhige Filme mag.
Dazu kommt das das ganze außerdem auch noch sehr schön gefilmt ist. Zwar ist die Inszenierung auch hier sehr ruhig gehalten, dafür gibt es tolle Bilder, ob nun von der trostlosen Landschaft oder in der hektischen Stadt, wo wir Wei in der Menschenmenge schon mal etwas aus den Augen verlieren. Schöne Bilder für einen schönen Film.
Auch legen die meisten Akteure, dafür das hier nur Laien spielten, eine wirklich gute Leistung hin. Besonders Wei gefällt mir, wie sie die unsichere spielt. Vielleicht liegt es daran das Zhang Yimou das Drehbuch streng unter Verschluss hielt und die Leute grad nur so viel Anweisungen und Informationen bekamen um die gerade abzudrehende Szene zu spielen. Da war sich das junge Mädchen vielleicht tatsächlich unsicher wie, wo, was...
Einzig negativ aufgefallen ist mir das eine Personen doch etwas overacten, wie man es so schön aus alten Kung Fu Filmen kennt. Etwas zu viel Betonung und Gefuchtel mit den Armen. Das dürfte sicher auf einige Zuschauer, die sich weniger mit asiatischen Filmen beschäftigen, seltsam wirken. Die anderen sind es ja schon gewohnt. ;)
Trotzdem bleibt das ganze ein wirklich toller Film und besonders für Leute die Interesse an China und der Kultur haben.
Mir hat er gut gefallen.
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