Der rote Octopus Takura lebt mit seinem besten Freund, dem gelben Flaschenkürbis Chonbo, zusammen in einem Baum in einem Wald. Wenn er mal nicht seine geliebte rosa Walrossdame Monro umgarnt oder seinem Nebenbuhler, dem Polizei-Dachs, zu Schaden versucht, verbringt er seine Zeit am liebsten damit zu faulenzen oder anderen ihre Sachen zu stehlen oder sie sonst irgendwie zu ärgern.
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"Kure Kure Takora" (KKT) ist eine, vom Studio Toho produzierte, 260 Folgen umfassende japanische Kinderserie, die erstmals im Jahre 1973 von Fuji TV ausgestrahlt wurde.
Die Serie richtet sich eigentlich vornehmlich an Kleinkinder, hat inzwischen aber, vor allem im Westen, einen Regelechten Kultstatus erreicht, was wohl hauptsächlich an ihrer völlig schrägen Aufmachung und den abstrusen Geschichten liegt. Und in der Tat ist KKT wohl kaum das man was sich, vor allen in unseren Landen, unter einer Kinderserie vorstellt.
Takura, der "Held" der Serie, ist ein fauler, frecher, egoistischer, feiger Sack. Sein Lieblingswort lautet, wie man dem Titel schon entnehmen kann, "kure", was soviel wie "gib mir" oder "ich will haben" bedeutet. Dieses Wort beschreibt Takuras Charakter auch schon ziemlich gut. Was er sieht, will er haben. Und dabei zählt nicht unbedingt ob er es auch brauchen kann, es reicht schon wenn scheinbar jemand anders damit Spaß hat. In diesem Sinne ist er seiner Zielgruppe, den kleinen Kindern, natürlich sehr ähnlich. Taugt damit aber kaum als Vorbild, sondern verkörpert eher all das was Eltern normalerweise bei ihren Kindern nicht sehen wollen.
Allerdings moralisiert die Serie zumindest soweit, dass Takura seine Aktion meist misslingen und er am Ende den Schaden hat.
Die Geschichten sind dabei jedes mal aufs neue ziemlich hanebüchen und ergeben auch nicht unbedingt einen Sinn, sondern steifen auch schon mal gern eher surrealistische Gefilde.
So versucht Takura z. B. in einer Folge für Monro den Mond vom Himmel zu holen, oder er und sein Freund Chonbo (der Kürbis) müssen es mit einer art grauer Qualle oder Bazille aufnehmen, die einen Sprinkler auf dem Kopf hat und sich teleportieren kann und Geräusche wie Flipper macht. Aber auch Takura hat besondere Fähigkeiten. So kann er sich in Gegenstände oder andere Lebewesen verwandeln, was er u .a. dazu nutzt um seinen Mitmenschen ihre Sachen zu stehlen. In einer weiteren Folge scheinen er und Monro auf einmal auch ein Kind zu haben. Sie karrt jedenfalls einen kleinen Takura im Kinderwagen mit sich herum, was den große allerdings ziemlich aus den Latschen haut als er es sieht. Was weiter mit dem armen kleinen Baby wird, darüber hülle ich hier mal den Mantel des Schweigens.
In manche Folgen könnte man sogar etwas Politisches reininterpretieren, so versucht Takura in einmal einer grünen Kreatur mit chinesisch anmutendem, dünnen Bärtchen ein Buch wegzunehmen. Diese währt sich aber recht erfolgreich dagegen, so das Takura zu letzt zum Samuraischwert greift und sie nach kurzem Duell niederstreckt, nur um danach raus zu finden das das Buch was er haben wollte ein Octopus-Kochbuch ist.
Aber ich will mich da jetzt gar nicht weiter in irgendwelche Interpretationen dieser strangen Serie verrennen. Da soll sich mal jeder bitte selbst ein Bild machen.
Das Hauptaugenmerk der Serie liegt eh allein auf simpler Unterhaltung, die sie zumeist mit einfachen Slapstick-Gags zu erreich versucht. Hin und wieder sind die auch ganz nett, die wahre Stärke der Serie liegt aber in der Mischung. Die eben angesprochenen Gags + die minimalistischen Pappkulissen + die Zirkus-like Soundeffekte (z. B. gibt's jedes mal wenn einer hinfällt zur passenden Untermalung einen kräftigen Paukenschlag) + die billigen Effekte + die eindeutig noch billigeren Kostüme, potenziert mit diesen durchgeknallten Zwischentafeln, die dazu benutzt werden die Gefühle der Figuren auszudrücken (Liebe ist z. B. eine rosa Tafel mit Herz drauf oder Wut eine schwarze mit einer Dampfwolke), was aufgrund der, bedingt durch die billigen Kostüme, fehlenden Mimik und sehr eingeschränkten Gestik auch nötig ist, ergibt eine Trashatmosphäre, wie sie sich jeder Fan dieses (unfreiwilligen) Genres nur wünschen kann.
Und genau dafür ist "Kure Kure Takora" eigentlich auch nur zu gebrauchen, als ungemein erheiterndes Trashfutter für Zwischendurch oder Filmabende mit Schwerpunkt in diese Richtung. Aber auch bei letzterem würde ich eher zu einem gemäßigten KKT-Konsum raten, denn so unterhaltsam ein paar Folgen auch sein können, so schnell nutzt sich dies auch ab. Und ich schätze nach spätestens 10 Folgen dürften sich auch beim abgehärtetsten Trashfan sichtbare Ermüdungszeichen auftreten.
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