Im Wissen das in der Gegend bald stadtbauliche Veränderungen vorgenommen werden sollen um den Tourismus zu fördern, ist die Familie Katakuri aufs Land gezogen und hat eine kleine Pension eröffnet.
Doch laufen die Geschäfte sehr schleppend an und als endlich mal ein paar Gäste den Weg zu ihnen finden, finden sie sie am nächsten Morgen ein ums andere mal mausetot in ihren Zimmern vor.
Um nun aber das Geschäft nicht durch schlechtes Gerede in Verruf zu bringen, beschließt die Familie die Toten lieber auf eigene Faust verschwinden zu lassen, statt die Fälle der Polizei zu melden.
Doch häufen sich mit der Zeit die Probleme. So soll eine neue Straße ausgerechnet genau dort lang führen wo sie die Toten verbuddelt haben, und dann taucht zu allem Überfluss auch noch die Polizei bei ihnen auf.
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Drei Jahre nach dem der Koreaner Kim Ji-woon mit seinem Debütwerk "The Quiet Family" einen Überraschungserfolg an den Kinokassen landen konnte, spendiert Japans derzeit wohl umstrittenster Filmemacher Takashi Miike ( Ichi, Izo, Gozu) selbigem ein Remake unter dem fröhlichen Namen "The Happiness of the Katakuris".
Doch Miike wäre nicht Miike wenn es sich dabei um eines dieser zahllosen, einfallslosen Remakes handeln würde die nichts weiter zustande bringen als einen ganz gelungen Film mehr schlecht als Recht nachzudrehen und mit ein bisschen modernen, hippen Schnickschnack aufzumotzen der mehr kaputt macht als verbessert.
So wurde unter Federführung des umtriebigen Vielfilmers aus der schwarzhumorigen Horrorgeschichte ein knallbuntes und völlig abgedrehtes Mord-Musical, von dem mir auch nach mehrmaligem Sehen noch nicht so recht klar ist was sie nun genau ist - Hommage oder doch eher ein böser Spott und Hohn Abgesang auf einen ungeliebten Blockbuster.
Eins ist sicherlich klar, Miike parodiert, ja dekonstruiert die Vorlage regelrecht indem er einzelne Szenen, Handlungselemente und Charaktere überspitzt und karikiert.
Aus dem sexbesessenen Gigolo mit seiner Freundin wird ein Sumo-Pädo, aus der naiven Schwester eine naive Mutter die hier nicht nur dem Süßholzgeraspel irgendeines Wanderers verfällt, sondern den völlig überzogenen Hochstapeleien eines Heiratsschwindlers.
Auch gibt es Seitenhiebe auf Ungereimtheiten. So fragt sich die Familie Katakuri wohl zu Recht warum ihr erster Gast sich mit dem angespitzten Schlüsselanhänger ersticht, wo er doch auch ein Messer dabei hatte. Aus dem "böses Ohmen Besuch" der verwirrten alten Frau, macht Miike indes gleich eine ganze Gruppe medial begabter Schreckschrauben mit Sonnenfinsternis.
Aber auch darüber hinaus wird sich gern wenig bis überhaupt nicht um Filmrealität geschert, wenn da der Nebel schaurig im Zimmer wabert oder gleich mal eine ganze Hauswand wegklappt um Platz für die passende Beleuchtung der Szene zu schaffen.
Und da sind wir noch gar nicht bei den eigentlich Highlights, den Musicaleinlagen und Knetmännchen Stopp-Motion Szenen angelangt, die dem Film erst die wirklich durchgeknallte Note verpassen.
Und trotz all dem, die Grundbotschaft "die zusammenhaltende, liebende Familie überwindet alles" schwingt in jeder Szene mit und erinnert mich dabei nicht nur an das hier aufgegriffene Original, sondern vor allem auch an Miikes ebenfalls 2001 erschienen "Visitor Q".
Wobei, einen elementaren Unterschied gibt es für mich zwischen "The Quiet Family" und "The Happiness of the Katakuris": Miike macht die Familie sympathisch.
Bei Kim Ji-woon konnte ich mich nie wirklich für die Familie erwärmen, war immer mehr ein distanzierter Beobachter, was der Film imho auch so beabsichtigte.
Bei Miike hingegen kann ich eigentlich gar nicht anders als sympathische Gefühle zu bekommen, bei all der frech-punkigen und aberwitzigen Attitüde die der Film versprüht und die sich auf seine Hauptdarsteller überträgt.
Wenn die Familie da, zusammen mit den verwesten Leichen der verblichen Gäste ein fröhliches Liedchen schmettert, dann muss ich einfach dick grinsen.
Entscheiden welche Version der Geschichte nun allerdings die besser ist möchte ich trotzdem lieber nicht. Denn auch wenn Miike mir sympathischer und sein Film für mich der ambitioniertere und kreativere ist, so muss ich auch gestehen das er im Gegensatz zum original doch auch ein zwei kleine Längen hatte, bei denen ich schon mal verlegen auf die Uhr geschielt habe. Zwar fängt der Film sich schnell wieder und weiß einen dann mit der nächsten Verrücktheit wieder in seinen Bann zu ziehen, aber vielleicht wäre es doch nicht schlecht sich auch in der Lauflänge an der Vorlage zu orientieren.
Was ich allerdings zu guter letzt noch sagen muss, ich denke um "The Happiness of the Katakuris" wirklich voll verstehen zu können muss man vorher "The Quiet Family" gesehen haben.
Sicherlich kann man den Film auch für sich genießen, einfach nur wegen seiner absurden Art. Aber es geht einem dann doch viel von dem verloren was der Film imho auch ausdrücken soll, denn wie ich eingangs schon erwähnte, ich glaube er ist mehr als nur eine Hommage, sondern auch etwas Parodie und Kritik auf die und an der Vorlage.
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