Als Song Hyun-yoo ihren Bruder und ihre Schwester eines Tages bittet ein Video mit ihr aufzunehmen auf dem sie ihrer Familie ein lang gehütetes Geheimnis gestehen will, sind beide erst einmal ziemlich gespannt.
Als sie dann aber vor laufender Kamera verkündet ein Vampir zu sein und dies auch gleich noch mit einem beherzten Biss in ihren Unterarm untermauert, bleibt den beiden schnell die Spucke weg.
Fortan dokumentieren sie Songs Geschichte weiter mit der Kamera, bis zu deren Abreise nach England.
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"Coming Out" ist wirklich ein ziemlich seltsamer Kurzfilm (so kurz aber auch nicht mit immerhin ca. 45 Minuten) vom bekannten koreanischen Regisseur Kim Ji-woon ( The Quit Family, A Tale of two Sisters).
Gibt er sich zu beginn noch als Dokumentation mit Interview- und Homevideocharme und weist sogar per Texttafel darauf hin das er auf wahren Begebenheiten beruht, so driftet das Ganze dann recht schnell zu der Sorte schwarzhumoriger Geschichte ab die man von Kim Ji-woon gewöhnt ist.
So sucht man phantastische Elemente hier vergebens, die Vampirgeschichte bleibt immer bodenständig uns sehr real. Der hier dargestellte Vampirismus ist keiner wie aus den klassischen Vampirromanen, sondern eher der einer ganz realen psychischen Erkrankung. Einfach nur eine junge Frau die andere beißt um deren Blut zu saugen.
Andererseits wird dem aber das "Vampirdorf" in England entgegen gestellt, in das sich die Hauptdarstellerin am Ende zurückzieht und das ihr von einer guten Freundin empfohlen wurde in deren Verwandtschaft es auch einen Vampir gibt.
So recht will sich der Film also nicht auf eine Position festlegen. Im Gegenteil torpediert er seine eigentlich ernste Handlung sogar noch dadurch das er immer mal wieder kleine Gags einstreut die die verwirrende Grundstimmung aufbrechen und damit den ganzen Film als eigentlich nicht ernst gemeint erscheinen lassen. Alles nur eine verrückte Idee, nichts was man großartig ernst nehmen oder worüber man großartig nachdenken müsste.
Das passt zwar wie gesagt einerseits zu Kim Ji-woon, ich finde es aber andererseits etwa unbefriedigend. Ich hätte es lieber gesehen wenn er den ganzen Film quasi als verwirrendes Drama über eine Frau die sich selbst für einen Vampir hält durchgezogen hätte, statt ihn immer wieder selbst so zu brechen.
Irgendwie macht es so den Eindruck von nichts halbem und nichts ganzem auf mich, eher wie ein Stückwerk einiger origineller Ideen die man versucht hat in einer gemeinsamen Geschichte unter einen Hut zu quetschen.
Dann noch die ruhige Erzählweise dazu und selbst bei den nur 45 Minuten Lauflänge war ich doch hin und wieder kurz davor auf Vorspulen zu drücken.
Trotzdem ist "Coming Out" aufgrund seiner unkonventionellen Art imho ein sehenswerter Film, der allerdings in seiner Eigenwilligkeit einiges an entgegenkommen und Geduld vom Zuschauer verlangt.
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