Tetsu ist ein rechter ungehobelter Taugenichts.
Seine Frau hat ihn verlassen und um seinen Imbiss muss sich meist seine Tochter Chie kümmern, während er seine Eltern anpumpt um mal wieder Geld in die Spielhalle zu tragen.
Doch eines Abends reicht es Chie und sie entschließt sich das Ruder in die Hand und den Imbiss zu übernehmen. Und tatsächlich, es scheint bergauf zu gehen.
Der Imbiss läuft einigermaßen, ihr Vater geht nicht mehr in die Spielhalle und sie bringt ihn als Rausschmeißer im Imbiss eines ehemaligen Yakuzas unter und mit Hilfe ihres Lehrers und dessen Vaters können sie sogar die Familie wieder näher zusammenführen.
Nur Tetsu scheint indes mit all dem wenig zufrieden zu sein.
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Nach dem gleichnamigen, sehr erfolgreichen Manga von Etsumi Haruki entstand 1981 diese erste Verfilmung unter Regie von Isao Takahata. Diese wurde, trotz nicht all zu großem Budget und in den Händen des eher unbekannten Produktionsstudios "Knack", ein ordentlicher Achtungserfolg, so das sich noch im selben Jahr eine 64teilige TV Serie, diesmal unter größerer Produktion bei Tokyo Movie Shinsha (Lupin III Serie, Magic Knight Rayearth, Lady Oscar, u.v.a.), anschloss der 1991 noch einmal 39 Episoden folgten.
Aber zurück zum ersten Film.
Dieser ist, im Gegensatz dazu was man meist so über ihn hört und scheinbar auch im Gegensatz zur Serie, eigentlich gar nicht so lustig bzw. so Komödie wie ich mir das eigentlich gedacht hatte. Klar hat der Film viele lustig gemeinte Stellen und auch die gesamte Aufmachung und Inszenierung ist deutlich darauf ausgelegt das er sich selbst nicht so ernst nimmt, aber es brechen auch immer wieder sehr ruhige und traurige Momente durch, in denen dann auch der Zeichenstil recht subtil angepasst wird (man achte da besonders auf Chies Gesicht!), und selbst während der eigentlich heiteren Passagen ist mir manchmal nicht wirklich nach lachen zumute.
Der Film hat allerdings auch einen etwas sonderbaren, wohl spezifisch japanischen Humor. So setzt es z.B. des Öfteren Schläge und das mitunter auch recht rabiat, was die Sittenwächter hierzulande in einem "Kinderfilm" wohl gar nicht erfreuen dürfte und auch die ganze Thematik um die Kämpfe zwischen den Tieren und abgetrennte Hoden dürfte hier bei so manchen Eltern eher auf Unverständnis stoßen. (ganz ähnlich wie bei Pom Poko)
Hier muss man schon eine gewisse Affinität und ein gewisses Gefühl für die japanische Kultur mitbringen um das im richtigen Kontext zu sehen und selbst dann ist es noch lang nicht unbedingt komisch.
Generell muss ich sagen das mich die ganze Nebenhandlung um die Katzen ein bisschen gestört hat, da sie sich wie ich finde nicht besondern gut in den übrigen Film einfügt.
Am meisten hat mich das hier im Finale gestört. Es ist so als ob man ein Buch ließt und die eigentliche Geschichte schon im vorletzten Kapitel aufgelöst wird und man das Buch damit eigentlich zufrieden zuklappen könnte, aber dann kommt plötzlich noch ein Kapitel, noch 40 Seiten, der Abschluss irgend einer Sidestory und man hat eigentlich gar keine Lust mehr darauf und es macht irgendwie auch den ganzen Spannungsbogen kaputt. Wie bei der Extended Fassung des letzten "Herr der Ringe" Films, wenn die letzte große Schlacht geschlagen, der Ring vernichtet und alles gerettet ist und man sinkt erschöpft aber zufrieden in Kinosessel zurück und freut sich auf den Abspann und dann kommt auf einmal noch 40 Minuten belangloses Trara.
Nun gut, hier ist es freilich nicht ganz so schlimm, aber vom Prinzip schon das gleiche.
Trotzdem hat mir "Jarinko Chie" eigentlich ganz gut gefallen. Die Geschichte und besonders der Charakter der kleinen Chie sind schon ziemlich sympathisch und das sie alles richten muss, während die Erwachsenen es einfach nicht packen, dürfte besonders den jüngeren Zuschauern gefallen, die sich auch in solch herrlichen Szenen wie Tetsus überaus peinlichem Auftritt in Chies Schule zum Elterntag wieder finden dürften.
Eyecandy Fetischisten werden sich unterdessen wohl an dem etwas einfachen und auch ein bisschen plump wirkenden Stil der Zeichnungen mit ihren teils unpassenden Proportionen und den irgendwie klobigen Händen und Ohren stören, aber ich finde er passt eigentlich ganz gut zum frechen Charakter von Chie und dem Film.
Allerdings muss man zugeben das sowohl Zeichnungen als auch Animationen auch für 1981 nicht ganz auf dem neusten Stand waren, aber wie bereits zu beginn gesagt war wohl nicht sooo viel Geld für die Produktion da so das sich "Jarinko Chie" nicht mit großen Animes der damaligen Zeit wie "Lupin III - Das Schloss des Cagliostro" oder "Sirius no Densetsu" messen kann.
Trotzdem, im Großen und Ganzen halte ich "Jarinko Chie" auf jeden Fall für empfehlenswert und auch wenn er sicher nicht der beste Filme Takahatas ist, wer seine anderen Filme mag (besonders Pom Poko) wird bestimmt auch mit dem hier was anfangen können.
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