Tenshu Yashiro ist ein Mörder.
Brutal hat er die vier Männer umgebracht die seine Freundin vergewaltigten, doch es hat ihr Leben nicht gerettet.
Nun sitzt er im Todestrakt mit der Gewissheit das jeder Tag sein letzter sein könnte und hat furchtbare Angst davor das irgendwann tatsächlich jener letzte Tag kommt.
Als es dann soweit ist läuft aber alles anders als erwartet.
Statt in die Todeskammer geführt zu werden unterbreitet man ihm das Angebot weiterzuleben und sich in eine andere Einrichtung überstellen zu lassen. Getrieben von dem Wunsch zu Leben nimmt Yashiro an und wird zusammen mit einem anderen Gefangenen in ein abgelegenes Haus gebracht und dort in einen fast völlig kahlen Raum gesperrt.
Dort beginnt ein makaberes Experiment, als sich nach Tagen in Isolation plötzlich ein Fenster öffnet, den Blick auf einen angrenzenden Raum und eine schöne nackte Frau gewährt und den beiden Gefangenen eröffnet wird das der der den jeweils anderen zuerst tötet hinüber in den anderen Raum gehen darf.
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Mit seinem One-Shot "Alive" hat Mangaka Tsutomu Takahashi in Japan 1999 einen Überraschungserfolg geliefert, der drei Jahre später von Ryuhei Kitamura ( Versus, Azumi, Aragami) sogar verfilmt wurde.
Dabei beginnt die Geschichte rund um den zum Tode Verurteilten, der im Hoffen auf Überleben seine Strafe gegen ein Experiment eintauscht, wirklich interessant. Die Todesstrafe trifft in Japan ja immer noch auf eine breite Akzeptanz bei der Bevölkerung, ist aber auch ein Tabuthema das möglichst aus der Öffentlichkeit herausgehalten und still und heimlich praktiziert wird. Ein Manga (oder auch Film, Buch, ect.) das sich mit diesem Thema beschäftigt ist deshalb generell immer erst einmal recht interessant.
Nun spielt sie in "Alive" aber eine eher nebensächliche Rolle und auch wenn am Anfang etwas auf die tägliche Qual und Angats der Häftlinge, die immer im ungewissen Leben, eingegangen wird, so hat sich unser Protagonist mit seiner Verurteilung durchaus abgefunden und stellt sie auch nicht kritisch in Frage. Er hat den Tod akzeptiert und ist bereit zu sterben, hat aber große Angst davor, mit diesem Widerspruch bekommen wir es im weiteren Verlauf eigentlich ständig zu tun, was seinen Charakter schwer zugänglich macht. Generell kann man sich als Leser hier eigentlich mit keiner Figur wirklich identifizieren. Trotzdem verläuft auch die weitere Handlung über die Anfänge des Experiments und das Psychospiel das mit den beiden Gefangenen gespielt wird ziemlich interessant und es ist auch spannend zu sehen wie sie darauf reagieren und wie der eher abgeklärte Yashiro mit seinem stumpfen Mithäftling, der offensichtlich wenig Hemmung verspürt für einen Besuch bei der jungen Frau zu töten, umgeht.
Leider gibt der Manga der Geschichte hier allerdings keinen Raum sich wirklich weiter zu entwickeln, sonder kurz nach dem die Situation aufgebaut wurde, ist sie auch schon wieder vorbei und der eine Häftling bei dem Mädchen, ohne das sich die psychologische Spannung zwischen den beiden Männern wirklich zuspitzen konnte. Sehr schade, denn das wäre der Stoff für echte Spannung gewesen.
Stattdessen geht es nun für meinen Geschmack leider eher bergab und der ganze "Übersprung" der geheimnisvollen Parasiten und Yashiros anschließender Marsch in die Freiheit unter Anwendung ist eine ziemlich unbefriedigende Auflösung dieser, zu Beginn doch so viel versprechenden Geschichte.
Und auch die Frage nach Moral und Gewissen der Hintermänner dieses Experiments fällt ab diesem Punkt, wurde doch auch sie vorher schon mit angeschnitten, unter den Tisch.
Ich habe so das Gefühl das das Ende hier einfach zu schnell herbeigeführt wurde, obwohl die Geschichte noch deutlich Raum hatte um sich vollends zu entfalten.
Wie bereits gesagt, wirklich schade, denn auch optisch gefällt mit "Alive" eigentlich gut. Der Stil wirkt etwas grob, mit den teils mehrfach gezogenen Linien, die irgendwie auch noch etwas skizzenhaft rüberkommen, so als würde der letzte Schritt hin zur Reinzeichnungen mit klaren Linien noch ausstehen, aber passt damit gut zur düsteren Story und Takahashi hat ein Talent Dinge mit den Augen seiner Figuren auszudrücken das mir sehr gefällt.
Deshalb würde ich "Alive", trotz unbefriedigendem Ende, immer noch als lesenwert einstufen, denn die Geschichte hat großes Potential und sieht noch dazu gut aus, und ist auch mit Schwächen immer noch besser als das meiste anderen was derzeit so erscheint.
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