Tatsuhiro Sato ist ein absoluter Versager.
Seit nunmehr 4 Jahren lebt der arbeitslose Studienabbrecher zurückgezogen in seiner verwahrlosten Wohnung planlos vor sich hin, die er so gut wie nie verlässt.
Doch sein Leben nimmt einen plötzlichen Wandel als eines Tages die junge Misaki mit ihrer Tante vor seiner Tür steht, die ihm etwas von einer religiösen Gruppe erzählen will. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten überzeugt Misaki Tatsuhiro an einem von ihr ausgearbeiteten Projekt zu seiner Heilung teilzunehmen und als er kurz darauf auch noch feststellt das ein alter Bekannter aus seiner Schule, der inzwischen eine Ausbildung zum Spieleentwickler macht, sein neuer Nachbar ist bekommt sein Leben eine neue Richtung, die beiden wollen zusammen ein Erotikspiel produzieren und damit den Durchbruch schaffen.
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Die japanische Gesellschaft ist mehr als reif um sich endlich intensiv mit ihren dunklen Seiten auseinander zu setzen - oder könnte man zumindest den Eindruck bekommen, betrachtet man sich so manch überraschend erfolgreiches Medienerzeugnis der letzten Jahre, dessen Kult vor allem auf einer recht skurrilen Sezierung typischer Störungen der japanischer Volksseele beruht. Längst haben enormer Leistungsdruck, erzwungene Harmonie und immer noch zu straffe Rollenbilder mit all den aus ihnen hervorgehenden "gestörten" Verhaltensweisen ihren meist humorvollen Einzug in die japanische Populärkultur gehalten. Ob nun eher klassische wie die "Dr. Irabu" Bücher oder eher modern als Manga und Anime (z. B. Sayonara Zetsubo Sensei). Ob Neurotiker, Zwangsgestörte, Ijime oder Hikikomoris, was früher noch Tabuthema war, darüber darf man inzwischen durchaus lachen. Das ausgerechnet solche Geschichten dann auch überraschend erfolgreich sind könnte mtiunter tief blicken lassen.
"Welcome to the NHK", gestartet als Novelle, dann umgesetzt in Mangaform und schließlich in eine 24teilige Animeserie, reiht sich ein in diesen Kanon von lustigen Geschichten über allerlei gesellschaftliche Versager Außenseiter und präsentiert uns mit seiner Hauptfigur Tatsuhiro schon fast die ultimative Krönung des Versagens.
Langzeitarbeitsloser und- Hikikomori, mutiert er im laufe der Geschichte vom Porno- und Rollenspielsüchtigen, zum willfährigen Opfer eines Pyramidensystems und Teilnehmer an einem Selbstmordclub. Ein Mensch mit offensichtlich so schwachem Geist und Willen das er hoffnungslos allem verfällt was sich ihm auch nur ein bisschen zuwendet und ihm das kleinste bisschen Anerkennung verspricht, trotz allem aber mit so einem übersteigerten Selbstbewusstsein ausgestattet das er tatsächlich glaubt ihm könnte das alles gelingen.
Vertraute findet er dabei in einigen alten Schulbekanntschaften, die ebenfalls alle mehr oder weniger seelischen Ballast mit sich herumschleppen und deren Leben selten weniger düster aussieht als das unserer Hauptfigur.
Der Blick den und die Serie dabei auf die verschiedenen Charaktere gewährt ist zwar vordergründig oftmals durchaus lustig, aber eigentlich ziemlich schonungslos und zum Teil ziemlich bitter. Tolle Lösungen für deren Probleme sucht man hier vergebens und selbst wenn sich am Ende doch alles noch zum guten zu wenden scheint, die Zukunft der Figuren erscheint irgendwie trotz allem alles andere als gesichert.
Aber bis dahin ist es erst einmal ein weiter Weg, gepflastert mit Wahnvorstellungen, Missverständnissen, Grausamkeiten, Geschrei und Tränen. Für den Zuschauer könnte dabei oftmals alles so einfach sein, würden sich die Figuren nur ein bisschen mehr zusammenreißen, würden sie doch mal erkennen was offensichtlich ist... sie könnten zusammen doch so eine schöne Zeit haben!
Aber so läuft es einfach nicht und das kann beim zusehen mitunter schon mal mächtig schmerzen. Man will sich fast die Haare raufen und wenn der ein oder andere gar gesteht Tatsuhiro am liebsten mal kräftig in den Arsch treten zu wollen könnte ich das bestens nachvollziehen. Selten hat mich eine Figur in einem Anime so frustriert wie dieser Jammerlappen.
Aber genau darin liegt eben auch die Stärke von "Welcome to the NHK", seine Figuren sind manchmal einfach so erbärmlich menschlich das einem all die zur Schau gestellte Schwäche schwer im Magen liegt.
Einerseits: Was ist nur los mit diesen Idioten? Andererseits: Man kann es auch irgendwo nachvollziehen. Diese übertriebene Ansammlung aller möglichen mentalen Ausfälle hat doch tatsächlich sympathische Seiten.
So war "Welcome to the NHK" ein Wechselbad der Gefühle. Mal lustig, mal sexy und romantisch, oftmals aber auch frustrierend und erschreckend und manchmal sogar etwas nervig.
Sicher, nicht alles an der Geschichte ist gelungen. Manche Charakterentwicklungen lassen sich auch unter Berücksichtigung der diversen Macken nur schwer nachvollziehen und das Ende wirkt für die Serie fast ein bisschen zu Happy. Aber im Großen und Ganzen hat die Geschichte einfach das Potential einen nicht nur ziemlich problemlos durch die 24 Episoden zu tragen, sondern einen auch darüber hinaus noch eine Weile zu beschäftigen.
Dies gepaart mit der sehr guten grafischen Produktion, die sich mit ihren etwas ungewöhnlichen Designs (eine gewisse "Superflat" Ästhetik lässt sich nicht leugnen) als auch den, für eine TV-Serie, durchweg hochwertigen Zeichnungen und Animationen voll auf der Höhe der Zeit zeigt, ergibt eine durchweg interessante Serie die sich besonders für Fans von etwas skurrileren und auch schwierigeren Themen lohnen sollte.
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