Ihr Kindheit verbringt die hübsche Yukie zusammen mit ihrem ebenfalls jungem Diener Ryukichi.
Die beiden verbindet eine enge Freundschaft aus der sich schon bald eine zarte Liebe entwickelt. Doch wird das junge Glück je zerstört als Yukie in die Stadt ins Internat geschickt wird. Hier herrschen strenge Regeln und spartanische Zustände die das junge Mädchen sichtlich erschüttern, halt findet sie bei ihrem jungen Lehrer zu dem sie schon bald eine skandalöse Beziehung aufbaut, die die beiden nicht lange verborgen halten können. Fortan wird Yukies Leben bestimmt von Unbeständigkeit, wechselnden Liebschaften und der Auseinandersetzung mit ihren Eltern.
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"Shinanogawa", der Strom des Todes und des Leids, im Land das er durchschneidet herrschen raue Bedingungen und das Leben der Menschen ist karg und beschwerlich.
In ihrem gleichnamigen Manga erzählen Autor Hideo Okazaki und Zeichner Kazuo Kamimura das Leben eines "Kindes des Shinanogawa", einer jungen Frau der die Ruchlosigkeit und Wollust scheinbar schon in die Wiege gelegt wurde und die sich zeitlebens nicht aus dem verdorbenen Schatten ihrer beiden Eltern erheben kann.
Dabei beginnt alles ganz romantisch, mit der zarten ersten Liebe zweier Teenager, die jäh zerstört wird und auf die nur mehr zerstörerische Liebschaften folgen. Denn Yukie ist keine Frau des klassischen japanischen Rollenbildes. Hat sich die Liebe zu einem Mann abgekühlt bleibt sie nicht treu und duldsam an seiner Seite, sie verlässt ihn. Sie weiß was sie will und sie weiß wie sie es bekommt, wie man so schön sagt. Und Tränen sind dabei oftmals das effektivste Mittel der Wahl.
Bedenkt man dabei die Entstehungszeit dieses Mangas dann ist eine derartige weibliche Hauptfigur schon ein mutiger Schritt und gerade Zeichner Kamimura ist durchaus berühmt für seine starken Frauenfiguren (u. a. Lady Snowblood) und war auch für gesellschaftliche Skandale (sein Manga Dousei Jidai) gut.
Doch ist Yukie keinesfalls ein positives Vorbild, obwohl es genauso wenig funktioniert sie als verdorbenes Miststück par excellence, nein in ihr trifft sich beides, sowohl gute als auch schlechte Seiten und das alles in Zeiten und unter Umständen die letztere scheinbar etwas mehr aus ihr heraus kitzeln.
Aus dieser Dynamik der Figur gewinnt "Shinanogawa" dann auch seinen gewissen Reiz, wenn man diese ambivalente Frau durch die Zeit auf ihrem Weg begleitet auf dem sie immer wieder Männer ins Unglück stürzt, aber genauso von Männern verraten wird.
Gepackt wird all das dabei in teils recht schwülstige Bilder die sich reichlich an traditioneller japanischer Symbolik bedienen und damit die "Realität" der sonst eigentlich sehr bodenständige Geschichte immer wieder brechen. Am heraus stechendsten hier sicherlich die Szene in der sich Yukie in eine Füchsin (Fuchsdämonin) verwandelt, eine japanische Sagengestalt die symbolisch für die verdorbene Frau steht, die Männer ins Unglück stürzt.
Doch wie gesagt, so einfach kann man sich die Schuldzuweisungen bei "Shinanogawa" nicht machen, und auch die vom Manga selbst präsentierte Erkenntnis der "Erbsünde" wie sie nach Yukies verschwinden auch prompt ihre beiden Kinder wieder auf den Weg der Verfehlung führt, ist natürlich keine befriedigende Auflösung.
Überhaupt ist das Ende der Geschichte im Vergleich zum Rest etwas zu melodramatisch ausgefallen. Das man den Kreis schließt und den Weg der Hauptfigur wieder dahin zurückführt wo sie herkommt, zum namensgebenden grausamen Schicksals-Fluss, ist ja schön und gut, aber das sie dort auch noch eine kurze Erlösung in Formihrer ersten Leibe wieder trifft, ist für meinen Geschmack doch etwas zu viel Seifenoper.
Trotzdem ist "Shinanogawa" eine interessante Charaktergeschichte bei der man, wenn man nach etwas ausgefallenerem Lesestoff sucht, durchaus zugreifen sollte.
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