In einer fernen Zukunft sind die Bewohner eines Planeten besorgt, weil sie gehört haben das ein verfeindeter Planet einen geheimen Plan ausgeheckt hat sie zu erobern. Dabei soll der Plan in einem Zusammenhang zu Cleopatra, der berühmten ägyptischen Herrscherin, stehen, weshalb drei ausgewählte Helden in die Vergangenheit zurückgeschickt werden um das Leben Cleopatras zu erforschen, was mit einer Maschine geschieht die nicht ihre Körper, sondern nur ihren Geist in die Vergangenheit schickt, wo er die Kontrolle über bereits dort vorhandene Lebewesen übernimmt.
Dort angelangt werden die drei in unterschiedlichen Rollen Zeuge der Ereignisse, wie Ägypten von Caesar besetzt wird, wie ihm die Prostituierte Cleopatra untergeschoben wird um ihn zu töten, sich dann aber in ihn verliebt, zur Königin des Landes wird, seinen Sohn gebährt und schließlich mit Caesar bricht, an seiner Ermordung mitwirkt und schließlich auch seinen Nachfolger ins Verderben reißt.
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Wir schreiben die Jahre 1969-73, im kleinen und unabhängigen Produktionsstudio Mushi des Anime- und Mangapioniers Osamu Tezuka hat man sich zum Ziel gesetzt Animes für ein erwachsenes Publikum im Kino zu etablieren. Ausgansbasis dafür sollen die drei Filme "One Thousand and One Arabian Nights" (1969), "Cleopatra" (1970) und Die Tragödie der Belladonna (1973) sein.
Der Plan, so viel sei bereits verraten, geht nicht wirklich aus und Mushi bleibt ein Außenseiter im Animebusiness.
Doch genug zur Hintergrundgeschichte, ist Cleopatra nun zu Recht gefloppt oder doch eine zu unrecht vergessene Perle?
Schaut man sich die Geschichte an mit der man das Publikum also für "erwachsene" Animes begeistern wollte, dann stellt sich zumindest schon die Frage was man sich dabei eigentlich gedacht hat.
Oh, der Feind hat einen sogenannten Cleopatra-Plan, was kann das denn wohl nur sein?
Na da müssen wir wohl drei Leute mit unserer fantastischen Wundermaschine in die Vergangenheit schicken um das Leben Cleopatras zu erforschen, auf das wir erkennen welch Geheimnisse dieser Plan birgt. Geschichtsbücher haben wir ja offensichtlich keine.
Und weil es grad so schön ist suchen wir uns als Wirte 2 Nebenfiguren aus die kaum etwas mit Cleopatra zu tun haben und ihr Haustier!
Aber egal, denn dieser übergeordnete Handlungsrahmen ist eh nur die ersten und letzten paar Filmminuten von Bedeutung. Kaum in der Vergangenheit angekommen haben eh alle drei Forscher scheinbar komplett ihre Aufgabe vergessen und gehen stattdessen in den Rollen auf in die sie geschlüpft sind.
Was also den Großteil des Films spielt ist die Lebensgeschichte einer hin und her gerissenen Frau, von der Prostituierten zur Schönheit und Königin, zur Mutter und Geliebten, immer schwankend zwischen der Liebe zu ihrem Mann und den Verpflichtungen ihrem Volk gegenüber, bis das Ganze schließlich über ein Beziehungsdrama (Mann - Geliebte - Mutter) und politische Intrigen hin zum Femme Fatale Stück wird.
Man sieht die Geschichte springt fröhlich von Genre zu Genre, kommt aber eigentlich nie wirklich irgendwo an.
Das ganze hat so ein bisschen etwas von einer Nummernrevue, was vor allem auch durch die vielen optischen Extravaganzen verstärkt wird.
Im Grunde kann man sagen es gibt eine sowohl visuelle als auch inhaltliche Grundebene, die einerseits durch sehr einfache und detailarme Zeichnungen und andererseits durch totale Albernheit und plumpen Klamauk im erzählerischen geprägt wird.
Diese Grundeben zeiht sich durch den gesamten Film und wird immer wieder unterbrochen von speziellen Szenen, die sich inhaltlich und/oder optisch stark davon abheben.
Da hätten wir u. a. eine Razzia der römischen Armee, bei der alle in einen dunklen Tunnel flüchten und wir nur noch blaue und rote Umrisse miteinander kämpfen sehen.
Oder die verschiedenen Sexszenen des Films, die alle möglichst kunstvoll, z. B. nur mit einigen wenigen Strichen auf weißem Papier, gestalte wurden, oder den Rückkehr Caesars nach Rom mit einer großen Parade, die schließlich in ein völlig surrealistisches Figurenpotpourri ausartet.
Zwischen durch gibt's es dann immer wieder Anspielungen auf berühmte Bilder und Szenen der Geschichte und Caesars Ermordung im Senat wird plötzlich sogar als klassisches japanisches Theater inszeniert.
Diese Momente sind eigentlich das was "Cleopatra" wirklich interessant macht. Der Film funktioniert nicht wirklich als zusammenhängender Film, sondern nur als Sammlung interessanter optischer Experimente, die ihre Höhepunkt in der Anfangs- und Endsequenz finden, in denen Zeichnungen mit Realfilmaufnahmen in Studiokulissen kombiniert werden, und zwar in der Form das man die Köpfe der Schauspieler übermalt und einige andere gezeichnete Objekte im Bild ergänzt hat.
Das ist zwar einerseits schön und nett anzusehen, andererseits aber auch enttäuschend weil man es nicht geschafft hat das alles zu einem harmonischen Ganzen zur verschmelzen und mit der Zeit auch etwas ermüdend, denn vor die fast zwei Stunden Laufzeit bietet der Film so etwas zu wenig.
Auch inhaltliche Innovationen wie der offene Umgang mit Sex und Nacktheit oder einer starken Frauenrolle können da nichts mehr retten. Dazu gebärdet sich der Film einfach zu oft viel zu albern.
Und was es mit dem ständigen Einbringen von modernen Gegenständen (Cäsar pafft Zigarren, Figuren tragen Headsets, man lässt sich in einer Autokarosserie durch die Gegend tragen) in die Vergangenheit auf sich hat, wollte mir auch nicht wirklich einleuchten.
Im direkten Vergleich mit "Die Tragödie der Belladonna" erscheint mir "Cleopatra" in der Tat weit weniger "erwachsen" und untauglicher für ein "anspruchsvolles Publikum".
Ziel verfehlt würde ich sagen.
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