Story
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Ein Mann schreckt, in einem Zug sitzend, aus einem erotischen Tagtraum auf, den ein junges, ihm gegenüber sitzendes, Schulmädchen inspiriert hat und folgt dieser Hals über Kopf an einem unbekannten Bahnhof aus dem Zug um ihr ihre Monatskarte nachzutragen.
Doch scheint sie, trotz mehrmaligem Rufen, nicht auf ihn warten zu wollen und lockt ihn so immer weiter, bis der Zug, samt seinem zurückgelassenen Gepäck, wieder abfährt und der Mann mit dem Mädchen, das nun doch zu ihm kommt, am Bahnsteig zurückbleibt.
Wie er bald feststellen muss ist er in einer ziemlich seltsamen Welt gelandet.
Sieht auf den ersten Blick alles nach einer durchschnittlichen japanischen Stadt aus, so findet sich der Bahnhof auf keinem Fahrplan und die Stadt auf keiner Landkarte. Dafür scheinen die Bewohner ein sehr eigentümlich Verhalten an den Tag zu legen, denn ständig und überall finden sich auf offener Straße Menschen zum Geschlechtsakt zusammen und jeder scheint es jederzeit mit jedem tun zu können, ganz nach Lust und Laune.
Erst erschrocken bekommt der ältere Herr schnell eine verlockende Versuchung präsentiert, denn auch die junge Schülerin, Quell seines erotischen Tagtraumes, ist den Gepflogenheiten dieses seltsamen Ortes unterworfen und so müsste er es doch mit ihr treiben können. Aber egal was er auch versucht, ausgerechnet mit ihr will es bei ihm einfach nicht klappen. Stattdessen versinkt er immer weiter im sündigen Morast der Stadt und was ihm zu Beginn noch wie der Himmel auf Erden schien beginnt langsam mehr und mehr teuflische Züge anzunehmen.
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Meinung
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Was Yoji Fukuyama hier in seinem Manga erzählt ist, man kann es ja auch auf den letzten Seiten nachlesen, in gewisser Weise eine moderne Version einer alten japanischen Sage um den Fischer Taro Urashima, der in ein entlegenes Unterwasserkönigreich kam, dort rauschende Feste feierte, schließlich nach Hause zurückkehren wollte und feststellen musste das in der kurzen Zeit seines Aufenthalts im magischen Reich in der Welt der Menschen viele, viele Jahre vergangen waren.
Auch der namenlose Protagonist dieser Geschichte leidet offensichtlich unter etwas, verdeutlicht durch den Tagtraum im Zug in dem er sich selbst als leblose Vogelscheuche sieht, ein Motiv das mehrmals wieder aufgegriffen und am Ende genauer erläutert wird. Doch just in diesem Zug begegnet er einer Art "übernatürlichem Wesen", in Form des jungen Mädchens das er fortan als seine Traumfrau und höchstes Ideal bezeichnen soll, das ihn an einem geheimen und vor der restlichen Welt verborgenen Ort aus dem Zug lockt, an dem er genau das bekommen kann das ihm zuvor so gefehlt hat, Sex.
Zuerst ist er natürlich noch erschrocken, flüchtet sogar noch einmal von eben jenem Ort, kommt aber schnell wieder und versucht nun fortan ständig eben jenes junge Mädchen zu bekommen. Doch was er auch anstellt, immer kommt ihm etwas dazwischen. Er hat zwar ständig Sex, wird sogar zu einer Art lokaler Berühmtheit bei der die Frauen am Ende Schlange stehen, aber ausgerechnet das was er eigentlich will bekommt er nicht und er zeigt sich auch immer wieder als zu Willensschwach, sowohl den vielen Versuchungen um ihn herum zu wiederstehen, als auch in die normale Welt zurückzukehren nachdem ihm seine Miesere immer mehr bewusst wird.
So schlittert er fortan immer weiter auf eine Katstrophe zu die sich schließlich in einem blutigen Massaker entlädt, und bei dem trotzdem immer weiter gefickt wird.
So führt uns Yoji Fukuyama durch eine groteske Reise durch die Psyche dieses älteren Mannes, der sich ohne Sex (bzw. so gut wie ohne, er weiß noch genau wann das letzte Mal) vom Leben abgeschnitten fühlt und für den es das Paradies dünkt endlich wieder rann zu dürfen und am besten an wen, wann und wo er will. Der Fick als letzte und höchste Lebensfreude.
Aber er zeigt uns auch im selben Zug das sich der Traum nicht erfüllt, der vermeintliche Idealzustand bald seinen Reiz verliert, zu einem Gefängnis des Höhepunkts wird aus dem sich der Protagonist nicht befreien kann und der ihn daran hindert weiter und fort zu kommen, bis er schließlich in seinem immer verzweifelteren Verlangen nach der einen Sache eine Zerstörungsorgie auslöst.
Am Ende opfert er sein Leben um die eine Sache doch noch zu bekommen, oder umgekehrt, nach dem er sie endlich doch noch hatte gab er sein Leben bereitwillig her. So oder so ist er endgültig raus aus der Welt.
Was bleibt ist ein seltsames Gefühl. Eine einfach zu übernehmende Lehre oder Moral der Geschichte liefert Yoji Fukuyama nämlich nicht mit. Ob das ganze nun ein Happy oder eher Unhappy End war bleibt dem Leser überlassen. Stattdessen begnügt er sich damit uns durch immer wieder kehrende Einblicke in die Gedankenwelt des alten Mannes daran zu erinnern, dass wir hier über etwas nachdenken sollen und wir nicht nur eine grotesk-komische Erotikgeschichte vor uns haben.
Auch hier dürfen sich die Geister scheiden, ob das zu viel oder zu wenig für eine Geschichte mit derartigen Ambitionen ist. Hat sich der Mangaka hier zum Wohle des Lesers Weise mit der verführerischen Zeigefinger-Mentalität zurückgehalten?
Oder hat er einfach nur darin versagt seiner Geschichte genug Substanz zu geben und sich stattdessen in Frivolitäten geflüchtet in der Hoffnung überintellektuelle Leser mögen schon genug hineininterpretieren um die Lücken zu füllen?
Mir persönlich hat es allerdings so wie es ist gereicht um meinen Zugang zur Geschichte zu finden und den Manga dann auch zu genießen. Zumal Fukuyama, trotz im Großen und Ganzen eher durchschnittlichen und teils recht einfachen Zeichnungen, hier und da eine wirklich unterhaltende Bildsprache aufweist. Besonders amüsant z. B. die Szene in der das Kommen des Akteurs mit aufbrausendem Wind einhergeht und am Ende sogar ein Auto verschiebt. Da hatte jemand aber wirklich sprichwörtlich viel Druck auf der Leitung. ;)
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Cover
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