Tsukiko ist Ende 30 und immer noch alleinstehend.
Als Büroangestellte lebt sie wenig aufregendes Leben und gönnt sich zur Abwechslung hin und wieder einen Abend in einer nahe gelegenen Kneipe.
Hier trifft sie eines Tages auf einem älteren Herrn, der ihr zuerst nur wegen seiner, sehr ihrem eigenen Geschmack entsprechender, Auswahl an bestellten Gerichten auffällt. Doch plötzlich spricht er sie an und wie sich zeigt kennen sich die beiden, denn er war einer ihrer Lehrer an der Oberschule, aber da ihr sein Name einfach nicht einfallen will nennt sie ihn einfach nur Sensei.
Von da an begegnen sich die beiden immer wieder. Zuerst nur in der Kneipe, wo sie bald regelmäßig zusammen essen, irgendwann unternehmen sie auch gemeinsame Ausflüge.
Dazwischen liegen immer mal wieder auch Wochen oder sogar Monate in denen sie sich nicht sehen, und doch entspinnt sich langsam aber sicher eine immer tiefer werdende Zuneigung zwischen den beiden.
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Auf Bestreben der Autorin Hiromi Kawakami wurde Jiro Taniguchi ausgewählt um ihren erfolgreichen Roman "Sensei no kaban" in Mangaform zu adaptieren.
Eine sehr gute Wahl wie sich zeigt, denn Taniguchi ist der Meister der ruhigen Alltagsgeschichte und ein fantastischer Zeichner menschlicher Emotionen. Ein Talent das auch er auch bei dieser Romanumsetzung wieder voll entfalten kann, auch wenn es ihm, wie er selbst sagt, dieses Mal recht schwer viel weil zum ersten Mal eine Frau im Zentrum der Geschichte stand.
Eben jene Geschichte erzählt von der sehr leisen und langsamen Liebe einer (nicht mehr ganz so jungen) Frau und ihres (gut doppelt so alten) ehemaligen Lehrers, die sich durch Zufall in einem Restaurant begegnen und sich Aufgrund ihrer ähnlichen Wesenszüge von Beginn an verbunden fühlen und fortan immer wieder zusammentreffen, bis sich schließlich eine feine Liebe zwischen beiden entspinnt.
Taniguchi hielt sich bei der Umsetzung dieser Geschichte sehr nah an das Original und übernahm vor allem den Erzähltext eins zu eins aus dem Roman. Dem gemeinsamen Interview mit der Autorin und dem Zeichner am Ende des zweiten Bandes nach ist ihm das wohl auch ausgezeichnet gelungen.
Da ich das Original nicht kenne kann ich mir persönlich kein Urteil darüber erlauben, was ich aber sagen kann ist das die Geschichte in Mangaform wunderbar funktioniert.
Taniguchi bietet das was man auch aus seinen letzten Werken von ihm gewohnt ist, fein gezeichnete Einblicke in die Gefühle und Seelen seiner Figuren. In ruhigen und alltäglichen Szenarios, ohne comichafte Übertreibungen, weiß er die Schönheit und Anmut aus dem Alltäglichen hervortreten zu lassen (meisterhaft z. B. in seinem Der spazierende Mann) und hier vor allem der (zumindest bis zum Ende) eigentlich nie wirklich direkt angesprochenen Liebe und Verbundenheit zwischen der jungen Frau und ihrem ehemaligen Lehrer in emotionalen Bildern mit Kleinigkeiten Ausdruck zu verleihen. Da gibt es kurze Blicke und flüchtige Berührungen (schönes Beispiel wenn die junge Frau sich nur kurz in der Kneipe an ihren Lehrer anlehnt), aber auch immer wieder Distanz wenn man sich fremd und fehl am Platz fühlt oder Aufgrund der verwirrenden Gefühle lieber Ablenkung bei jemand anderem sucht.
Der Ausgang der Geschichte ist dann schön und tragisch zu gleich.
Viele Leser soll er, wie man nun im Manga auch nachlesen kann, sehr schockiert und etwas enttäuscht haben. Ein Gefühl das ich ehrlich gesagt auch etwas nachvollziehen kann, denn wer wünscht sich nach so einer Geschichte kein "und sie lebten glücklich und in Frieden bis in alle Ewigkeit"-Happy-End?
Aber so spielt nun einmal das Leben und die Geschichte ist sich damit auch irgendwie treu geblieben. Am Ende ist es so doch schöner als irgendwelcher aufgesetzter Kitsch.
So bietet "Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß" mal wieder genau das was ich an einem Taniguchi-Manga so schätze und vor allem, es macht auch große Lust auf den Roman von Frau Kawakami!
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